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Stian Westerhus: Amputation (Review)

Artist:

Stian Westerhus

Stian Westerhus: Amputation
Album:

Amputation

Medium: CD/LP
Stil:

Von Rock bis Geräusch

Label: House Of Mythology
Spieldauer: 39:49
Erschienen: 20.05.2016
Website: [Link]

Wenn einen schon der Titel eines Albums erschreckt, was wohl wird die Musik dahinter offenbaren?
Amputation“, das ist immer die schmerzhafte Abtrennung eines wichtigen Teils - egal ob aus biologischer oder persönlicher und neuerdings auch musikalischer Sicht - die unausweichlich notwendig wurde, weil sie sonst zur totalen Zerstörung führen könnte.

Der Norweger STIAN WESTERHUS schreitet konsequent zu seiner Musik-“Amputation“, indem er nach und nach die Melodie von der Musik trennt, um am Ende eine (be)rauschende Klang-Kulisse zu hinterlassen. Kollege Schiffmann bezeichnete dies sehr passend in seiner Review zu Westerhus‘ 2012er Album „The Matriarch And The Wrong Kind Of Flowers“ als ein „in Ton gewordenes Ausloten akustischer Extreme“! Auch auf „Amputation“ lotet STIAN WESTERHUS klanglich mal wieder so alles aus, was halbwegs möglich ist. Nur diesmal amputiert er sehr vorsichtig die Melodie vom Klang bis hin zum Geräusch, indem er das Album melodiös und fast zart klingend, ein wenig an ANTHONY & THE JOHNSONS erinnernd, beginnt, um es nach und nach bis hin zum extremen Ende vom Schönklang in kreativen Krach zu verwandeln. Das Geräusch bleibt als Rumpf erhalten, die Melodien, der Gesang, der rhythmische Fluss, die zerbrechlich wirkenden Instrumentals werden wie Extremitäten Stück für Stück davon abgetrennt. Und diese Vorgehensweise macht „Amputation“ unglaublich spannend, aber auch anstrengend zugleich.

Laut Westerhus soll „Amputation“ eine Trennung von Phantomschmerzen darstellen, die uns quälen, aber gar nicht real sind - wie die klingen kann man dann auch gleich einmal auf erschreckende Weise auf dem Titelsong hören, der einfach nur seltsamen Krach zur musikalischen Freiform erhebt. Doch bereits auf „Kings Never Sleep“ wird diese extreme Herangehensweise deutlich. Erst zerbrechlicher, sehr hoher Gesang, der von faszinierenden Stereo-Effekten begleitet wird, um dann eruptiv in einem an den Hörnerven zerrenden E-Gitarren-Geräusch-Gewitter unterzugehen. Dann wiederum glaubt man sich auf „Sinking Ships“ durch die atmosphärische Musik und den hohen Gesang in einen SIGUR RÓS-Song verirrt zu haben, bis einen urplötzlich bedrohliche, an Maschinengeräusche erinnernde Electronics dieser Atmosphäre schlagartig berauben. „Amputation Part II“ schließt das Album dann endgültig mit einem effektvollen Strudel von schaurigen Klangwellen ab, die einen eher an das ewige Höllenfeuer als an Musik erinnern.
Ein schaurig-schönes Musikerlebnis!

FAZIT: Es ist schon verblüffend, welche Klangvielfalt ein Musiker aus E-Gitarre, Stimme und Drum-Machine hervorzaubern kann. Für sich nach Harmonie sehnende Feingeister ist diese „Amputation“ nicht gedacht, aber für Freunde des ungewöhnlichen Klangs, die auch vor brachialen Geräusch-Kulissen nicht zurückschrecken, ist dieses Album fast unerlässlich. Denn wie schrieb Kollege Schiffmann weiter: „... man erfreut sich nicht am Schönklang, sondern indem man zu erraten versucht, was hinter diesen unerhörten Geräuschen stecken mag.“ Im Falle von „Amputation kommt zu der Geräusche-Rätselei aber tatsächlich auch eine gehörige Portion Schönklang mit hinzu!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3500x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Kings Never Sleep
  • Sinking Ships
  • How Long
  • Amputation
  • Infectious Day
  • Amputation Part II

Besetzung:

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